Als ich im November erfuhr, dass ich im Jänner für ein Meeting nach Mailand soll, fragte ich mich, ob es sich lohnt, einen Urlaubstag dranzuhängen. Jänner, kalt, Nebel, Regen????? Ich entschied mich dafür, es auszuprobieren.
Zur Vorbereitung hab ich im Internet gestöbert, hauptsächlich hier: http://www.milano24ore.de. Obwohl es bestimmt sehenswert ist, beschließe ich, das letzte Abendmahl nicht anzuschauen, denn die Ticketpreise beginnen bei € 44, und ich will mich nicht auf eine Uhrzeit festlegen.

Gestern früh sind wir also hergeflogen, und nach dem Meeting etwas außerhalb der Stadt bin ich um ca. 15 h im Hotel Rio angekommen. Mein Zimmer ist winzig (um die Yogamatte auszurollen, muss ich Tisch und Sessel vor die Badezimmertür schieben) und schlicht. Aber es war verhältnismäßig günstig, ist sauber, und für eine Nacht reicht es allemal. Ich habe das Hotel wegen seiner Lage ausgesucht: man ist in wenigen Minuten beim Dom 👍.
Dorthin spaziere ich natürlich als erstes. Was mir als besonders auffällt, sind die hohen Sicherheitsvorkehrungen. Der Platz ist mit Betonbarrieren eingefasst und wird von Soldaten mit Maschinengewehren bewacht. Diese werde ich auch überall sonst in der Innenstadt antreffen.
Der Domplatz ist das einzige in der Stadt, was ich von einem kurzen Stopp vor vielen Jahren kenne. Trotzdem bin ich wieder überwältigt von der Schönheit des Doms und fotografiere ihn gleich von allen Seiten. Beim Anblick der Warteschlange beschließe ich, für die Besichtigung in der Früh wiederzukommen. Das Ticket kann ich mir schon heute kaufen.

Auch die Galleria Vittorio Emanuele II. finde ich wunderschön. Wie am Domplatz herrscht auch hier reger Trubel. Gemütlich spaziere ich weiter und kaufe mir bei Venchi eine heiße Schokolade. Vergiss alles, was du bisher unter diesem Namen je getrunken hast, mit dieser kann es garantiert nicht mithalten 😉
Für diesen Abend habe ich nichts geplant, schlendere einfach immer weiter und stehe plötzlich vor dem Schloss, Castello Sforzesco.

Es dämmert schon, während ich die verschiedenen Höfe erkunde und schließlich in den Park gelange. Wer schreit da so herum? Eine Unmenge Wasservögel, die sich auf und um den Teich tummeln. Am anderen Ende des Parks sehr ich einen Triumphbogen, den Arco delle Pace, da muss ich natürlich hin.


Ich habe mir ausreichend die Beine vertreten, nehme die Straßenbahn zurück und stelle fest, dass Dom und Gallerie jetzt so toll beleuchtet sind – da muss ich natürlich gleich noch ein paar Nachtaufnahmen machen 😉

Tagsüber war das Wetter ganz angenehm, aber jetzt ist es feuchtkalt, und ich fröstle. Keine Lust, ein Lokal zum Abendessen zu suchen. Ein Take Away Panini im Hotel reicht.

Vor 8 h früh sind sowohl Domplatz als auch die Gallerie noch fast menschenleer. Morgennebel zieht auf. Ich bin die erste, die in den Dom möchte. Jetzt wird mir auch klar, wie es zu dieser langen Warteschlange kommt: Sicherheitspersonal scannt mich von allen Seiten, und meine Handtasche wird penibel durchsucht. Und dann bin ich drin in dieser riesigen Kathedrale und staune.

Alles hier ist riesig und eindrucksvoll. Riesige Säulen ragen in die Höhe. Leider kann man die Audio Guides erst ab 9:30 h ausborgen. Ich will mir auch die archäologische Ausstellung ansehen, die aber erst um 9 h öffnet. Also nütze ich die Zeit, schaue alles ausgiebig an, setze mich auf eine Bank und lese im Internet über den Dom nach. Wer braucht einen Audio Guide? Mit Infos versorgt bewundere ich auch noch die großartigen Glasfenster.

Die archäologische Ausstellung finde ich eher enttäuschend, ein paar Mauerreste halt.
Fazit: Mitte Jänner gibt es keinen Grund, vor 9 h im Dom zu sein, der Besucherandrang hält sich in Grenzen.
Weiter geht’s zur Terrazza, dem Dach des Doms, auf das ich schon sehr neugierig bin, und das ebenfalls um 9 h geöffnet wird. Ich habe die Variante a piedi gewählt. Der Eingang ist auf der Seite des Doms, wieder werde ich gescannt und meine Handtasche durchsucht. Ich hatte mit mehr Stufen gerechnet, schon bald trete ich ins Freie und bin sofort begeistert. Diese vielen Figuren und Verzierungen, die vielen Säulen und Skulpturen – der Zugang zur Terraza ist überwältigend. Die Terrasse selbst ist keine ebene Fläche, wie man erwarten könnte, sondern von der Mitte leicht abfallend – ein Dach eben. Ein Teil des Dachs ist wegen Renovierungen gesperrt. Ich genieße den Ausblick rundum, der Nebel hat sich großteils gelichtet.

Nach dieser großartigen Aussicht fröstle ich, und gehe zum Aufwärmen nebenan in das Kaufhaus Rinascente, wo Prada, Gucci und all die anderen die neueste Mode anbieten. Ganz oben gönne ich mir im Cafe ein 2. Frühstück.

Weiter geht’s vorbei an der berühmten Scala ins Brera Viertel mit dem „typisch italienischen“ Flair, das natürlich auf vielen Fotos festgehalten werden will.

Wäre schlechtes Wetter, dann würde ich mir die Ausstellung in der Pinacoteca di Brera ansehen, die auch über die schöne Bibliothek verfügt. Aber jetzt möchte ich lieber den Sonnenschein genießen und belasse ich es bei einer Besichtigung des Innenhofs und der Napoleonstatue.


Als ich weiter die Gegend erkunde, komme ich zur theologischen Fakultät, die wie so viele andere Gebäude hier einen schönen Innenhof mit Arkaden hat. Kein Wunder, im Sommer ist das sicher schön schattig.

In der Ferne entdecke ich die Spitze des Torre Unicredit, als höchstes Gebäude Italiens weithin sichtbar. Obwohl es erst kurz nach Mittag ist, habe ich schon alles von meiner To-do-List gesehen. Warum also nicht zum modernen Mailand spazieren? Immer in Richtung des Torre, es tauchen auch noch andere Hochhäuser auf, und als ich dort bin, sehe ich zu meiner Freude auch den Bosco Verticale.

Seit ich die ersten Bilder von diesen mit unzähligen Pflanzen begrünten Türmen gesehen habe, will ich diese Gebäude live sehen. Aber am Stadtplan habe ich die Entfernungen viel größer eingeschätzt und mir nicht gedacht, dass ich sogar zu Fuß hierher kommen würde. Auch im Winter sind die beiden bepflanzten Türme, die 2014 fertig gestellt wurden, sehr eindrucksvoll.

Viele Menschen tummeln sich im Hochhauskomplex des Torre Unicredit, manche genießen ihren Kaffee im Freien, und ich merke, dass ich Hunger habe. „Red“ ist eine Mischung aus Buchhandlung und Lokal und sehr gut besucht, was ich bei Speiselokalen prinzipiell für ein gutes Zeichen halte. Ich hätte gern ein Risotto Milanese und erfahre, dass es Safranrisotto mit Pilzen gibt. Ok, das hätte ich mir jetzt anders vorgestellt, der Reis ist überhaupt nicht sämig sondern sehr kompakt. Dafür schmeckt es hervorragend, und auch die Speisen meiner Sitznachbarn schaun alle sehr gut aus. Ein Espresso muss auch noch sein 🙂


Gestärkt folge ich dem Strom der Menschen und gelange vorbei an der Porta Garibaldi zum Corso Garibaldi, einer Einkaufsstraße, die zum Flanieren einlädt.

Mit einem Einkaufsbummel endet mein Besuch, denn dann muss ich auch schon zum Flughafen. Dort ziehe ich bei einer kleinen Pizza Resumé: ich finde Mailand großartig. Der Dom hat mich fasziniert, die Stadt ist gut zu Fuß zu erkunden, und es gibt so viel zu sehen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich noch die Navigli erkundet. Ich bin froh, dass ich mir diesen Urlaubstag hier gegönnt habe 🙂
Und hier noch ein paar Impressionen:






